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CHIKYU, IODP Expedition 322 im Nankai Trog

 Steffen Kutterolf berichtet von Bord der CHIKYU, IODP Expedition 322 im Nankai Trog

(mehr Infos unter www.jamstec.go.jp/chikyu/eng/Expedition/NantroSEIZE/)

                

6.9.2009
Am vierten September um 16.00 sind wir nun endlich ausgelaufen. Wir nahmen dann mit 10 Knoten Kurs auf unsere Bohrlokation die wir am folgenden Tag am Mittag erreicht haben. Das Wetter ist durchwachsen, aber vom Seegang bekommt man auf diesem gewaltigen Schiff nicht viel mit. Trotz einer Taifun-Warnung für unser Gebiet der uns am Dienstag erreichen soll wurde am späten Abend des 5.9.2009 begonnen das Bohrgestänge bis zum Meeresboden abzulassen. Bei knapp 4000m Wassertiefe und ungefähr 30 m alle 3-5 min dauert dieser Vorgang ziemlich lange obwohl vieles am Bohrturm halbautomatisch abläuft.
Die Bohrtechniker sind zuversichtlich, dass wir trotz des Taifuns weiter bohren können und unser erster Kern an Deck wird für den Beginn des 8.9. erwartet nachdem die ersten 350m Sediment durchstoßen sind, die erst als Zusatzprogramm gebohrt werden sollen wenn genügend Zeit vorhanden ist. Diese Vorgehensweise wurde deshalb gewählt, damit man auch auf jeden Fall die für Erdbeben wichtigen Sedimente erbohrt, die im heutigen tieferen Bereich des Akkretionskeil vorhanden sind. Die oberen Sedimente werden erst in ein paar Millionen Jahren in eine Tiefe des Akkretionskeils gelangen, die für die Entstehung von Erdbeben interessant ist.
Ansonsten pendelt sich jetzt das Leben an Bord auf ein 2-Schicht-System ein und leider sehen wir den anderen Teil der „Science party“ nur noch selten. In den ersten Tagen der Expedition sind wir zu einer starken, sehr harmonischen und kommunikativen Einheit zusammengewachsen was uns jetzt während des Schichtsystems fehlen wird.
 
 13.9.2009
Am frühen Morgen des 9. Septembers haben wir unseren ersten Sedimentkern an Deck bekommen. Bis das erbohrte Material aus  4200 m Wassertiefe und zusätzlichem 350 m  Meeresboden endlich oben ankommt dauert es mehrere Stunden. Trotz der frühen Stunde (3:00 am) war fast die ganze „Science Party“ anwesend um dieses Ereignis zu feiern. Seit diesem Zeitpunkt sind wir nun weitere 150 m in den Meeresboden vorgedrungen und haben dabei neue Gesteinsformationen erbohrt die so noch nie im Nankai-Trog gefunden wurden und hauptsächlich aus vulkanoklastischen Sandsteinen und normalen pelagischen Tonsteinen bestehen. Die Aufgabe der Sedimentologengruppe, zu der auch ich hier an Bord gehöre,  besteht nun darin die Gesteine makroskopisch und mikroskopisch zu beschreiben und die Ergebnisse mit denen der anderen Arbeitsgruppen zu vergleichen.
Ansonsten mussten wir das Bohren während des angekündigten Taifuns einstellen, da die Schiffsbewegungen, trotz der Größe der Chikyu, zu stark waren. Das Bohrgestänge wurde deshalb 30 m aus dem Loch gehievt um Schäden zu vermeiden. Gleich nach dem der Taifun vorbei gezogen war konnten wir dann das Bohren fortsetzen. Die Zeit nach dem Taifun wurde auch genutzt um ein Teil der Schiffsbesatzung mit dem Helikopter auszutauschen.
  
 15.9.2009
Ansonsten sieht es aschenmässig sehr mau aus ! Das einzige was wir bis jetzt gefunden haben sind Sandsteinlagen die eine Menge gerundete Bimsklasten enthalten und wo die Matrix nach den Smearslides teilweise aus über 50% Glas und Bimsbruchstücken besteht. An der Basis scheinen Minerale und lithische Fragmente angereichert zu sein, aber Dünnschliffe von der basalen und top Lage bekommen wir erst nächste Woche. Die ganzen Einheiten sind im unteren Bereich massig und im oberen Bereich auch laminiert, und ca. 1 - 2 Meter dick. Meine Vermutung ist jetzt, dass es distale Äquivalente von miozänen Ignimbriten sind die entweder direkt von Izu-Bonin kommen, oder beim Eintritt ins Meer einen Slide ausglöst haben!
Anscheinend hat der Miocene Vulkanismus so vor 5-6 Mio Jahren aufgehört und das ist genau der Zeitbereich, der für die von uns gefundenen Einheiten angenommen wurde. Passt also mit dem höchst entwickelten Vulkanismus zum Ende so einer Phase. Danach ist der Vulkanismus am Izu-Bonin nach Osten gesprungen.
Was die Aschen angeht, haben wir berechtigte Hoffnung, dass wir unser Zusatzprogramm abarbeiten können. Dann werden wir die oberen 350 m erbohren, die anscheinend voll von Aschen aus dem Japanischen und jüngeren IZU-Bonin sein sollen.
 
20.9.2009
Bis Gestern Morgen waren wir noch voll im Routinebetrieb und haben inzwischen 51 Kernsegmente a 9.5m bearbeitet. Sprich unsere aktuelle Tiefe im Meeresboden beträgt 730 m. Es fehlen uns also bis zur basaltischen Ozeanplatte noch c. 350 m, die wir hoffentlich in den nächsten Tagen erreichen werden nachdem wir den größten Taifun diesen Jahres überstanden haben. Der hatte die Kategorie 5 und streifte uns gestern Abend im Abstand von 700km was bei uns immer noch Wellen von 7m Höhe zur Folge hatte. Das Schiff rollte merklich und das Bohren wurde eingestellt. Ansonsten werden hier die Reste der bisher erbohrten Kerne geloggt (die Sedimente werden cm für cm in einer Maschine nach physikalischen Eigenschaften untersucht) und beprobt. Die Ergebnisse der ersten 400 m wurden heute in einem Meeting zusammengetragen und diskutiert. Es war erstaunlich, wie gut die jeweilig unterschiedlichen Untersuchungsansätze in ein Gesamtbild passten und alle Wissenschaftler sind hoch zufrieden über die bisherigen Ergebnisse, die eine bisher noch nie vor Japan beschriebene Einheit zu Tage förderten.
 
 22.9.2009
Gerade aufgestanden und wir haben die erste richtige Asche im Kern ...... Die ist vom Miozän und sieht noch relativ frisch aus, hat aber mafische Glasscherben neben den dursichtigen !!!
Und zusätzlich haben wir seit gestern 100m einfach durchbohrt ohne Kerne zu nehmen, damit wir das Zusatzprogramm noch machen können, nämlich die 350 m oben liegender Sedimente mit den vielen Aschelagen !!! Ich bin jetzt mal vorsichtig optimistisch das dass dann klappt und wir damit auch genügend Material für tephrostratigrafische Arbeit zusammenbekommen!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
28.9.2009
Dies ist der 5. Wochenbericht und wir können auf eine durchwachsene Woche zurückschauen. Der Anfang war klasse, denn wir hatten fast 900 m Tiefe erreicht und richtige Miozäne (13 Mio. Jahre alt) Aschelagen von vulkanischen Großeruptionen gefunden. Doch gerade als wir dann zum Endspurt auf das basaltische Basement angesetzt haben gab es Probleme und wir machten keinen Bohrfortschritt mehr. Nach mehreren Versuchen war klar, dass wir an einem Wendepunkt angelangt waren. Weiterbohren ging nicht mehr weil man vermutete, das der Bohrkopf kaputt sei (Materialermüdung!). Dies bestätigte sich dann auch als man den Bohrkopf wieder an Bord hatte ! Die Möglichkeit das ganze Gestänge rausziehen und dann zu versuchen das gleiche Loch noch mal mit einem neuen Bohrkopf zu treffen wurde verworfen, da man auch vermutete, dass das ganze Loch instabil geworden ist nachdem man sehr starke Vibrationen verursacht hatte während der letzten Versuche das Loch zu retten. Also entschlossen sich unsere Expeditionsleiter auf die Alternativbohrstelle auszuweichen um dort das Basement zu erreichen, welches schon in 600m Tiefe zu finden sein müsste.
Dies geht leider zu Lasten derjenigen Wissenschaftler, die vor allem an den ersten 350m des Ozeanbodens interessiert waren und wir hoffen jetzt alle, dass an der neuen Bohrstelle alles gut geht und wir zum Schluss dort noch die Zeit haben den oberen Teil der Sedimentpakete zu erbohren. Inzwischen wurden auch Schiffsführungen angeboten, allerdings konnten wir auf Grund des starken Windes noch nicht das Highlight genießen auf den Bohrturm zu gehen. Aber auch sonst war die Führung richtig gut und die eindrücklichsten Bilder waren die Riserpipes, die beim sogenannten Riser-drilling benutzt werden um tieferes Bohren zu ermöglichen, weil sie das Bohrloch schützen; die Bohrzentrale mit Steuereinheiten die an Raumschiff Enterprise erinnern und der Moon-pool mit seinem unglaublichen Blau, durch den das Bohrgestänge ins Wasser gelassen wird.
Seit drei Tagen sind wir nun auf der neuen Bohrstelle und bohren uns wieder fleißig, mit 60 m pro Tag, in den Meeresboden, immer in der Hoffnung schnell voran zu kommen, damit wir noch zum Schluss die oberen 100 m Sediment bekommen.

 








4.10.2009
Die fünfte Woche auf der Chikyu ist vorbei. Und: Yes we can!! Am Donnerstag haben wir das Basement erreicht und sind bis zu 40m in den Basalt vorgedrungen. Es wurden sehr schöne Kerne an Deck gebracht die den Übergang der normalen Tiefseesedimentation zum vulkanischen Gestein zeigten und alle hier waren sehr erfreut und aufgeregt ! Die nächsten Schritte sollten nun das sogenannte „wireline logging“ und dann das Bohren der oberen Sedimentschichten sein. Beim Bohrloch-Logging werden Instrumente in das Bohrloch hinabgelassen mit denen man sozusagen das Bohrloch im Detail kartieren und abbilden kann. Die so gewonnen Daten kann man dann mit den erbohrten Kernen vergleichen und hat dann auch die Möglichkeit Gesteinsformationen die beim Bohren verloren gegangen oder nicht erhalten geblieben sind zu rekonstruieren. Nur leider hat man festgestellt, dass unser Bohrloch nicht gerade in den Meeresboden getrieben wurde, sondern eher in der Form einer Banane, was verhinderte dass das 30m langen Gestänge mit den Messinstrumenten hinabgelassen werden konnte. Zusätzlich steuert ein neuer Taifun auf uns zu und die Wahrscheinlichkeit, dass wir evakuiert werden ist sehr hoch, weil wir Mitten im prognostizierten Verlauf des Taifuns sind. In diesem Fall wird unsere Expedition enden und die obersten 100m der Sedimente werden nicht erbohrt. Heute wird der Kaptän darüber entscheiden und alle zittern seiner Entscheidung entgegen!
Aber wir hatten diese Woche auch die Gelegenheit den Bohrturm zu besichtigen was ein einmaliges Erlebnis war; auch die Fahrt mit dem kleinen Aufzug!!! Die enorme Höhe lies das große Schiff schrumpfen und man hatte einen unglaublichen Blick!











 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
Vorbereitung zum Einschiffen   02.09.2009
Das ist mein erster Bericht vom „Abenteuer“ Chikyu. Ein Teil der Wissenschaftler reiste schon am letzten Freitag an um sich einen Tag vom Flug zu akklimatisieren damit man anschließend den Hubschrauber-Unterwasser-Evakuierungs-kurs mitmachen konnte. Wir nutzten diesen freien Tag um ein bisschen Sightseeing zu machen. Während des Kurses wurde man theoretisch und prakrisch auf den Ernstfall vorbereit. Im ersten Schritt wurde man darüber informiert, wie man sich im Falle eines Falles auf dem Meer in Rettungsinseln und Rettungsbooten am Leben erhält, wie man diese besteigt, wenn man vom Schiff springen muss, was für Regeln man beachten muss etc. Danach kam der „Fun-part“ wie unser Trainer zu sagen pflegte. Man musste 4 mal angeschnallt in einem nachgebauten Helikopter-Innenraum sitzen, der dann im Wasser schwamm und umgedreht wurde. Unter Wasser musste man dann sich erstens versichern wo der primäre Rettungsausstieg ist (das Helikopterfenster), dann das Fenster rausdrücken, sich am Rahmen des Helikopters festhalten und dann erst abschnallen um aus dem Fenster rauszutauchen. Das alles wurde oft geübt und die letzten zweimal musste man zusammen mit einem Partner, einer nach dem anderen, aussteigen. Fazit: wir haben es alle geschafft, obwohl man zuerst Panik bekommt, denn nach der Drehung verliert man gänzlich die Orientierung wenn man nicht die vorgeschriebenen Evakuierungsmaßnahmen einhält. Aber es wurde einiges an Wasser geschluckt und die anwesenden Taucher mussten des öfteren einmal helfend zur Hand gehen. Leider gibt es keine eigenen Bilder von diesem Event, da wir völlig mit dem Kurs beschäftigt waren. Ach ja für große Leute ist dieser Kurs ein Horror, denn die nachgebauten Helikopterräume sind nicht für 2m-Leute konzipiert !!!!
Anschließend sind wir gut japanisch Essen gegangen um am nächsten Tag zum Hafen des Schiffes zu fahren. Am gestrigen Montag haben wir dann die Chikyu bestiegen. Es ist ein sehr imposantes Schiff mit riesigen Aufbauten und überproportionalen Dimensionen wenn man deutsche Forschungsschiffe gewohnt ist. Wenn man entlang der Breite des Schiffes über den Korridor der Kabinen geht, dann ist es so wie man auf der Meteor der Länge nach auf dem Kabinendeck geht!
Gestern und heute hatten wir bis jetzt viele Meetings um die Organisation und die wissenschaftliche Vorgehensweise zu lernen und zu besprechen. Dies wird sich morgen fortsetzen und am Mittwoch 16:00 Ortszeit werden wir auslaufen. Bis dahin werden wir auch schon unseren Schichtdienst angefangen haben. Ich habe mal wieder die Nachtschicht erwischt und arbeite deshalb von Mitternacht bis 12:00 Mittags.

 

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